Viele Meinungen, keine Antworten in einer Zusammenfassung
Seit Wochen wird auf vielfältigste Art und Weise diskutiert, wie man die unterbrochene Fußballsaison 2019/2020 gerecht zu Ende bringen kann. Trotz größter Ansteckungs- und Verbreitungsgefahr des Coronavirus sollen die ersten drei Ligen, analog zur diversen anderen Berufszweigen, aus wirtschaftlichen Gründen irgendwie zu Ende gespielt werden. Ohne das dringend benötigte und fest eingeplante Fernsehgeld (kann Sky die vereinbarten Raten auch zahlen?), würden tausende Arbeitsplätze vernichtet und ein ganzer Wirtschaftszweig der Unterhaltungsbranche in Frage gestellt werden. Ob dies rechtlich und aus gesundheitlichen Vorgaben überhaupt möglich ist, muss am Ende die Bundesregierung entscheiden und hierfür auch die Verantwortung übernehmen.
Unter diesen drei Profiligen, tobt seit Wochen die Diskussion wie es weitergehen könnte. In der vierten Liga fließt kein Fernsehgeld. Einnahmen werden hauptsächlich über Sponsoren und Zuschauereinnahmen generiert. Aktuell haben die Vereine praktisch keine Einnahmen aber zumindest Personalausgaben. Die Kredit- und Mietraten für Stadien usw. können aufgrund eines Regierungsbeschlusses für die nächsten drei Monate vorerst ausgesetzt werden. Ausgaben für Ordnung- und Sicherheitsdienst fallen weg. Durch die Ruhepause fallen keine Prämien, Schiedsrichter- und Reisekosten an. Die Personalausgaben konnten bei vielen Vereinen durch Kurzarbeitergeld gesenkt werden, sodass die meisten Viertligisten mit dem Ist-stand zumindest einigermaßen über die Runden kommen.
Wenn es keinen Auf- und Abstieg gäbe, würde der gesunde Menschenverstand ganz klar für einen Abbruch und die Annullierung der Spielzeit sprechen. Bei einer Annullierung der Saison würde es keine Absteiger, dies würde die Vereine aus dem Tabellenkeller freuen, aber normalerweise auch keine Aufsteiger geben. Daher werden die Vereine, welche sich Hoffnungen auf die nächsthöhere Liga machen, auf die Fortsetzung der Saison, notfalls auch mit Geisterspielen drängen. Bei Geisterspielen entfiele das Kurzarbeitergeld, die Schiedsrichter müssten wieder bezahlt werden, Prämien und die Spieltagskosten liefen wieder an. Für viele Vereine der Regionalliga könnte dies das finanzielle Aus bedeuten, aber eine sportliche Entscheidung wäre erzielt.
Saarbrücken sagt klar, dass Sie Ihr großes Ziel dritte Liga notfalls auch mit Geisterspielen unbedingt erreichen wollen. Dass dabei ein großer finanzieller Schaden entsteht, würden Sie daher in Kauf nehmen. Die beiden anderen Aufstiegskanditaten aus der Regionalliga Südwest sind geteilter Meinung. Während Elversberg für Geisterspiele ist, sprach sich Steinbach-Haiger gegen Spiele ohne Zuschauer aus. Dann gibt es noch Vereine, die sich für die nächste Saison große Aufstiegshoffnungen machen und daher Saarbrücken als großen Kontrahenten lieber aus der Liga hätten. Für diese Option würden diese Vereine die entstehenden finanziellen Einbußen in Kauf nehmen.
In den anderen vier Regionalliga ist die Haltung klar gegen Geisterspiele. Auch die großen Vereine wie Rot-Weis Essen, Aachen oder Oberhausen sprachen sich klar gegen diese Option aus.
Für die Verantwortlichen der Liga ist es sicher keine leichte Situation nun die richte Entscheidung zu treffen. Eigentlich ist es für Sie unmöglich alle Vereine zufrieden zu stellen. Die Entscheidung zwischen sportlicher Gerechtigkeit auf der einen Seite und die Insolvenz vieler Vereine auf der anderen Seite ist nicht einfach. "Benachteiligte Vereine" wird es praktisch bei jeder Entscheidung geben. Eine Klagewelle ist zu befürchten.
Da eine Fortsetzung der Saison mit Zuschauerspielen für die nächsten Monate praktisch ausgeschlossen ist, wäre die einfachste Entscheidung, die Bundesregierung würde diese per Notfallgesetz, so wie beim Mietrecht, übernehmen. Dann hätten die Vereine Planungssicherheit und der Klageweg wäre ausgeschlossen.
Gewinner und Verlierer gäbe es aber dann trotzdem.